Sturm. Splitter
2015

144 Seiten, broschiert
€ 10,00 ISBN 978-3-924652-42-5

Hansgünther Heyme
Sturm. Splitter


Gedanken und Erinnerungen des Autors, die ihm während der Arbeit mit deutschen und bulgarischen Laiendarstellern zu Shakespeares "Sturm" durch den Kopf gehen. Die Proben in zwei Sprachen finden im Keller der Mannheimer Neckarschule statt. Heyme findet, dass Theater in die Stadt hinein gehört, er hat immer wieder Stücke mit Laien erarbeitet und sie an ungewöhnlichen Orten herausgebracht. Während der Probenzeit hält Heyme Rückschau auf sein Leben, auf frühere Produktionen. Frei von Nostalgie beschreibt er mit großer Intensität seine Kinder- und Jugendjahre, erste Theaterarbeiten, Erfolge und Misserfolge. Er schildert Theaterglück ebenso wie Rückschläge, erinnert an Förderer, Freunde, Vorbilder und Gegner sowie an menschliche wie auch an tierische Weggefährten. Er setzt sich mit der "Wahrheit in den alten Texten", mit Krisen und Hoffnungen auseinander. Und er beschreibt anhand von Beispielen aus der Theaterarbeit seine Vorstellung von "Sozialarbeit durch Kunst". Der Autor ist überzeugt, dass sich unsere menschlichen Kräfte durch Kunst steigern lassen, und steckt die Leser damit an.

Buchentstehung
Durch einen gemeinsamen Freund, Jürgen Lodemann, lernte ich Hansgünther Heyme gelegentlich seiner Inszenierung von Lortzings Oper "Regina" in Ludwigshafen kennen. Ich fand ihn sympathisch und interessant und schlug ihm vor, ein Buch zusammen zu machen. Das Projekt reifte langsam, nun ist das Buch fertig - rechtzeitig zum achtzigsten Geburtstag des Autors.

Zum Autor

Der Schauspieler , Regisseur und Intendant Hansgünther Heyme wurde 1935 in Bad Mergentheim geboren. Er ging in Heidelberg zur Schule, studierte Architektur, nahm Schauspielunterrricht. Und entwickelte bald seine Leidenschaft für Film und Theater. Nach einer Assistenz bei Piscator in Berlin, Paris und Mannheim führte er Regie an diversen Bühnen. Heyme zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Regisseuren. Er drehte Fernsehfilme, war Intendant in Köln und Stuttgart, Leiter der Ruhrfestspiele Recklinghausen und Leiter der Festspiele Ludwigshafen. Seine letzte Inszenierung dort war das Jahrtausende alte Gilgamesch-Epos. Seine Produktionen wurden regelmäßig zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Er war auch Mitinitiator des Modellversuchs Theater und Psychotherapie.

Textprobe

"He! Da! Du! Du machst doch ,Sturm' - ich will da mitmachen!" Auf einem Platz inmitten der Neckarstadt-West traf ich ihn wieder. Er spielte Fußball. Er war neun. Er war ein bulgarischer Zugewanderter. Vor einer Woche hat er bei einem Casting im Bürgerhaus nahe diesem Platz "vorgesprochen": Er hat ein kleines bulgarisches Lied, das er kannte, fußballspielend zertanzt. Ganz toll. Er soll mitmachen. Große Literatur. Eben die größte: Shakespeare. Konfrontiert mit bitterster Wirklichkeit im Stadtviertel: Prostitution, Geldwäsche. Deutsche vermieten verdreckte, verschimmelte Zimmer zu horrenden Preisen. Vor Jahren Zugewanderte karren früh am Morgen die Arbeitskräfte vom Arbeiterstrich mit Mini-Bussen in die Pfalz. Drei Euro ist der Stundenlohn. Sklavenarbeit, wie die des Caliban.