Erzählungen
2004

240 Seiten, Hardcover
D: € 17,50, A: € 18,00, SFr 32,20
ISBN 3-924652-32-5

E-Book: € 12,99 ISBN: ... 68-5 (epub) ISBN: ... 58-6 (mobipocket)

Michail Sostschenko
Wie mit Gabeln aufs Wasser geschrieben


Aus dem Russischen und mit einem Nachwort von Thomas Reschke

Sostschenkos satirische Erzählungen, ebenso scharf wie schwebend, malen ein vordergründig lustiges, in Wahrheit jedoch bitterböses Panoptikum menschlicher Unzulänglichkeiten. Sein lakonischer Stil läßt dabei viel Raum für die Botschaften zwischen den Zeilen. Es geht um Behördenschikanen, Wohnungsmangel, Habgier und Kleinkariertheit sowie die Schwierigkeiten mit dem anderen Geschlecht - um die ewigen Unwerte, die kleinen Freuden des Alltags und ums Durchwursteln durch die Weltgeschichte.
Auch als Hörbuch, gelesen von Boris Mattèrn: www.hoerkultur.com

Buchentstehung
Seit Jahren hängt über meinem Schreibtisch ein Blatt aus dem Arche-Literaturkalender mit dem Porträt und einem Zitat von Michail Sostschenko. Kein Wunder, dass mir eines Tages die Idee kam, einen Sostschenko-Band zu verlegen ... Ich fragte den Übersetzer Thomas Reschke, ob er Lust hätte, mit persona eine Art 'best of' herauszugeben. Er hatte. Voilà! Oder besser: Vot!


Zum Autor

Michail Sostschenko (1895-1958), "der Mann, der niemals lachte", ist weltweit einer der meistgelesenen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Sostschenko hatte ein bewegtes Leben, er kämpfte in der zaristischen, dann in der Roten Armee, und schlug sich mit den abenteuerlichsten Berufen durch, bis er zur Literatur kam - er wußte, wovon er schrieb. Trotz einer Diffamierungskampagne überlebte er den Terror Stalins. In Deutschland sind seine Bücher seit langem vergriffen. Nun liegen Sostschenkos Meisterwerke der kleinen Form in einer Auswahl wieder vor.

Pressestimmen

"Dem erfahrungsreichen Übersetzer Thomas Reschke gelang es bei allen Schwierigkeiten, eine ausgezeichnete deutsche Fassung vorzulegen, in der er gleichermaßen Gespür, Genauigkeit und ein sensibles Wahrnehmungsvermögen unter Beweis stellt. Dadurch wird dem Leser ein Genuß beschert, der als berauschendes Vergnügen am unzulänglichen Menschsein zum Glück nie ein Ende finden wird." (Andreas Jüngling, Kritische Ausgabe Bonn)

"Dieses Buch ist herrlich!" (Ernst-Jürgen Walberg, NDR)

"Er war der Buster Keaton der sowjetrussischen Litertraur, ein Virtuose der alltäglichen Verzweiflung, der beste Satiriker der Sowjetzeit. Sostschenkos Geheimnis war es, offen zu lassen, ob er allgemein menschliche Unzulänglich- keiten im Visier hatte oder ein völlig untaugliches politisches System. Reschke handhabt den mündlichen Redestil des von Sostschenko vorgeschobenen 'mäßig intelligenten' Erzählers mit Bravour, verballhornt äußerst gekonnt Wörter und Stilebenen und panscht die oft nur scheinbar banalen Mitteilungen mit albernen Füllwörtern und Leerlaufphrasen. Aber unter dem Wörterwust sitzt der prächtige Stachel. Schneller schlafen -- Sostschenkos satirisches Kopfkissen tut überall immer noch sein Bestes." (Ralph Dutli, Neue Zürcher Zeitung)

"Ein tolles Buch!" (Jens Brüning, DeutschlandRadio Berlin)

Textprobe

"Die Technik hat bei uns eine sehr große Höhe erschritten.
Die technischen Errungenschaften können das Publikum nicht mehr verwundern.
Es kommt jedoch gelegentlich vor, dass bestimmte Tatsachen durch ihre Größe Eindruck machen. Und sie machen Eindruck, weil sie so unerwartet kommen. Kurzum, jüngst hat sich Folgendes zugetragen.
Ein Moskauer Filmmann kam in dienstlichen Angelegenheiten nach Leningrad.
Er stieg im Hotel 'Europa' ab.
Ein schönes, gemütliches Zimmer. Zwei Betten. Eine Badewanne. Teppiche. Bilder. All das machte unsern Ankömmling sozusagen geneigt, Menschen um sich zu sehen und die Zeit angenehm zu verbringen. Es besuchten ihn denn auch Freunde und Bekannte.
Und wie das so ist, einige seiner Freunde nahmen erst mal ein Bad. Schließlich hausen viele Menschen in Wohnungen ohne Badezimmer. Ins öffentliche Bad aber geht nicht jeder gern, und so gerät diese Alltagsprozedur bisweilen in Vergessenheit. Da nimmt man die günstige Gelegenheit wahr: Man kommt zum Freund, schwatzt, philosophiert ein bisschen und badet dann. Zumal es hier heißes Wasser gibt. Und ein staatliches Laken. Darum wird es von vielen gutgeheißen, zugereiste Freunde zu haben.
Kurzum, nach fünf Tagen war unser zugereister Moskauer dieser unbeugsamen Linie seiner Freunde schon ein wenig überdrüssig. Aber natürlich nahm er sich bis zum letzten Moment der Katastrophe zusammen."